JuMa Mehrseillängenausfahrt ins Tannheimer Tal
07. Oktober 2022: Abenteuer Mehrseillänge und weiterere Herausforderungen :)
Nach der langen Corona Pause war es nun endlich wieder so weit: Die JuMa verließ ihren Heimathaften und machte sich auf Abenteuersuche im Allgäu!
Hierfür bereiteten wir uns den Sommer über an unseren Heilbronner Drei Zinnen vor. Es gab einiges zu üben. Neben der Sicherung im Vorstieg wurden verschiedene Varianten des Standplatzbaus mittels Reihenschaltung, der Nachstieg, die Seilkommandos, der Umbau, das Seilmanagement, Abseilen, Ablassen und der Express-Flaschenzug besprochen und am Turm umgesetzt. Sobald sich Jede*r dem Abenteuer gewappnet gefühlt hat, ging es an die Umsetzung.
Hierfür musste zunächst die Herausforderung gemeistert werden, die Organisation des Wochenendes abzuschließen. Nachdem die problematische Terminfindung erfolgreich abgewickelt war, wiegten wir uns in Sicherheit. Doch es gab noch einen Endgegner: Das Wetter! Schließlich sagte der Bericht teilweise Regen für das geplante Wochenende vor. Dies hielt uns als unerschrockene JuMa mit unserem wetterfesten Trainer jedoch nicht ab, sodass wir uns schließlich am 07.10. noch vor Sonnenaufgang trafen und uns gemeinsam auf dem Weg machten. Die Fahrt war dabei genauso von Müdigkeit, wilder Musik wie auch ordentlicher Vorfreude geprägt.
Am Parkplatz angekommen, wurde zunächst das Material gesichtet und aufgeteilt. Anschließend musste ein weiteres Hindernis besiegt werden. Denn noch waren wir nicht bei den Einstiegen der Mehrseillängentouren. Zuerst musste der steile Zustieg zum Gimpelhaus – unserem Stützpunkt – bewältigt werden. Doch auch vollgepackt mit Material und viel Verpflegung meisterten wir dies mit großem Kampfgeist. Dieser lies auch nach Ankunft an der Hütte nicht nach, sodass zügig der weitere Zustieg zur ersten Tour beschritten wurde. Begleitet von Gämsen und besten Wetterbedingungen kamen wir am Einstieg am Südostvorbau des Gimpels in der Route Morgenstund an. Die erste Tour war nur der Beginn von viel Spaß, Mut und Abenteuer am Fels. Die am Wochenende folgenden Touren gaben uns noch mehr Chancen über uns hinauszuwachsen und unsere eigenen Komfortzonen zu verlassen. Dies konnten wir jedoch noch nicht ahnen. Am Abend freute sich jeder über das leckere Essen auf der Hütte und das gemeinsame Stockbett im Lager.
Am folgenden Tag waren wir wieder höchstmotiviert, sodass die Ersten bereits vor Sonnenaufgang aufwachten und sich für die neue Route wappneten. Doch nicht die Route war an diesem Tag der Endgegner, sondern das Wetter. Schließlich sollte es ab Mittag regnen. Es kam jedoch noch schlimmer als erwartet. Bereits der Zustieg zur Route war von Nebel und feinem Nieselregen begleitet. Sollte hierdurch bereits der zweite Tag zu Ende sein, bevor er überhaupt richtig begonnen hat? „Nein!“, entschlossen wir. Geführt von der Hoffnung, dass sich das Wetter ändert, starteten wir zügig in die Via Anita an der Hochwiesler Südwand. Und tatsächlich, noch während die ersten Meter erkämpft wurden besserte sich die Wetterlage. Kurzeitig ließ sich sogar die Sonne blicken. Seillänge um Seillänge kämpften wir bis zu Ende der Tour. Eine Punktladung! Denn noch während die letzte Seilschaft die letzten Züge meisterte, begann der Regen. Zügig und teilweise freihängend wurde nun abgeseilt und zur warmen Hütte abgestiegen. Hier konnten sich alle Abenteurer trocknen und ausruhen. Doch noch war der Tag nicht vorbei. Es war noch Zeit für kleine Erste-Hilfe-Einheiten. Diese wurden sowohl Draußen im Regen als auch Drinnen durchgeführt. So konnten Themen wie die Versorgung einer Kopfverletzung, der Umgang mit einer bewusstlosen Person im Gelände oder auch das Anlegen eines Druckverbandes am Unterarm optimal behandelt werden. Der Tag endete mit einer motivierten Diskussion um die dritte und letzte Tour. Letzten Endes siegte der Wagemut und es wurden zwei Touren erwählt, die wahre Abenteuer versprachen. Die Seilschaft mit Clem und Chris entschied sich für die Route Kuschelrock am Südostvorbau des Gimpels, während die anderen beiden Seilschaften mit Steffi und Leonie sowie Malte und Tobi sich für die Route Memory in der Zwerchwand entschieden.
Nachdem wir uns am dritten Tag erfolgreich in unseren gewählten Routen den individuellen Herausforderungen gestellt haben, galt es ein letztes Abenteuer zu erleben. Bei anhaltendem Regen wurde der Gimpel erklommen. Somit gestaltete sich auch der letzte Tag als ein aufregendes Unterfangen.
Schweren Herzen mussten wir uns verabschieden. Nach einem letzten Mahl auf der Hütte kehrten wir zum Parkplatz zurück und traten nicht ohne ein kurzes Bad im Haldensee unsere Heimreise an. Wieder in unserem Heimathafen eingelaufen, konnten wir stolz davon berichten, welche Abenteuer wir bestritten und welche ganz individuellen Grenzen wir überwunden haben, sei es die Wettertoleranz, ein neuer Schwierigkeitsgrad, das Klettern im Überhang oder das Meistern von Mehrseillängenrouten an sich.
Stephanie Grigo & Tobias Held