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ZUSAMMENARBEIT SCHAFFT MEHRWERT!

WENN DER WALD ZUM MEDIATOR WIRD.

Foto: Michi Lehr

Wie Bürger sämtliche Interessen im Wald verwirklichen

Mehr denn je treffen im Wald unterschiedlichste Akteure mit jeweils eigenen Ansprüchen aufeinander. Konflikte sind vorprogrammiert, wenn zur gleichen Zeit auf gleichem Raum viele Nutzungsinteressen bestehen. Anders im Stadtwald Heilbronn. Engagierte Bürgerinnen und Bürger realisieren dort eine Mountainbike-Strecke und zeigen, dass sie die Interessen aller Beteiligten einbinden können. Sie werten öffentliche Räume auf und beweisen, dass Placemaking Nutzungskonflikte lösen kann.

Placemaking ist nicht auf Stadt oder Land beschränkt. Arbeiten Bürgerinnen und Bürger zusammen, schaffen sie auch im Wald Flächen mit Mehrwert. Insbesondere Stadtwälder rund um dicht besiedelte Gebiete sind immens bedeutsam für ihre Anwohnenden: Wälder sind Naherholungsgebiet Nummer eins! 66 Prozent der Bevölkerung geht hierzulande im Sommer mindestens einmal pro Woche in den Wald. Die Corona-Pandemie bringt den Wäldern neuesten Studien zufolge 2020 mehr als doppelt so viele Besucher als noch im Vorjahr. Wald ist schließlich gesund! Waldbesuche stärken die Immunabwehr und dienen der Entspannung.

Viele Interessen auf engem Raum

Kein Wunder also, der Wald ist beliebt! Und das bei jedem auf andere Weise: Spaziergänger, Jogger, Pilzsammler, Mountainbiker, Jäger, Kindergartenkinder, Ruhesuchende und Forstwirte – sie alle nutzen den Wald: zur Erholung, als Sportarena, als Arbeitsstätte, als Lebensraum zum Lernen und Entdecken oder um einfach zu sich zu finden. Wie lässt sich all das auf nur wenigen Hektar Wald konfliktfrei vereinbaren?

Vorbildlich vermittelt der Stadtwald von Heilbronn. Dort herrscht tags wie nachts reges Treiben: Jogger neben Kinderwägen, Naturschützer neben Mountainbikern. Für alle bleibt nur derselbe Waldweg. Immer wieder wird Unmut laut. Einige Mountainbiker weichen daraufhin aus und fahren mitten durch Waldbestände hindurch. Doch sind diese illegalen Trails auch nicht erwünscht.
Die Zäsur des Konflikts: Das Forstamt der Stadt lädt zusammen mit organisierten Mountainbikern öffentlich zu einem runden Tisch. „Unser Leitbild im Wald heißt: Miteinander reden statt übereinander“, sagt Immanuel Schmutz, Forstabteilungsleiter der Stadt.

Bottom-up-Initiativen vereinen Akteure

Schnell entsteht die „Initiative Verantwortungsvolles Biken“ und mit ihr gemeinsame Verhaltensregeln für einen respektvollen Umgang im Stadtwald. Naturschützer, Wandervereine, Jäger, Waldbesitzer, die Stadt und der Landkreis schließen sich an. Sie alle schlichten den Nutzungskonflikt. Der Weg ist frei für einen gemeinsam geplanten Trail mitten durch den Stadtwald. Die „Stadtwaldrunde“ ist gut ausgeschildert und führt 27 Kilometer abwechslungsreich durch Wald und Panorama. Ein Gutachten bestätigt, die Radstrecke ist naturverträglich.

Nutzen, Schützen und Erholen gelingen im Stadtwald fortan konfliktfrei. Dies bringt dem Erholungsraum Wald umso mehr Wertschätzung entgegen. „Es werden keine illegalen Trails mehr gebaut, seit wir die offizielle Strecke errichtet haben“, unterstreicht Joe Kegel von der lokalen Mountainbike-Gruppe des Deutschen Alpenvereins (DAV).

Zusammenarbeit schafft Mehrwert für Bürger und Raum

Im gemeinsamen bürgerschaftlichen Engagement wohnt ein bislang oft unbeachtetes Erfolgspotenzial inne. Das veranschaulicht der akteurübergreifende Mountainbike-Trail im Herzen des Stadtwalds. „Wir sind ein absolutes Pilotprojekt und freuen uns über Nachahmer! Nur durch eine gemeinsame Einigung bekommen wir Ruhe in den Wald, für die Natur und für alle anderen Waldnutzenden“, resümiert Joachim Thonig, Leiter der DAV-Mountainbiker.

Das Heilbronner Mountainbike-Projekt verkörpert Placemaking par excellence – getreu dem Sprichwort: „Wenn Du schnell gehen willst, geh allein. Wenn Du weit kommen willst, geh gemeinsam.“ Viel Herzblut, Initiativkraft, Zeit und Willen zur Kooperation sind vonnöten, um alle Interessen konfliktfrei einzubinden. Nur dann erfährt jeder Akteur einen Mehrwert und der öffentliche Raum gewinnt an Attraktivität. Für einen ganzheitlichen und nachhaltigen Erfolg!
 

Text: Lucca Schönthaler / B.Sc. Forstwirtschaft 
Studierender im Masterstudiengang Regionalmanagement

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Philipp Schubert

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