Klettergruppe K3 … ein Jahr voller Bereicherung und Klettermotivation :)
Fulminantes Finale der K³-Klettergruppe im August 2023
Klettern zum Spaß, Klettern am Limit und Klettern im Team
Ein Jahr gab es in der Sektion Heilbronn eine Klettergruppe. Gleich zu Beginn meldeten sich 30 Interessenten, von denen 25 hoch motivierte Kletternde dabei blieben.
Die überdurchschnittliche Klettermotivation wurde ein Jahr lang von mir als Trainerin gebündelt und in die richtige Richtung geleitet. Der Krafttest zu Beginn zeigte eindeutig, dass ausnahmslos alle genug Kraft hatten, um ihre Ziele zu erreichen. Nun ging es darum, die vorhandene Kraft möglichst effizient einzusetzen. Deshalb lernten die Mitglieder in den wöchentlichen Trainingseinheiten zuallererst physisch faul zu werden und Bewegungen zu durchdenken ganz nach dem Motto: “Bizeps aus, Kopf ein.” Die Grundlage für eine gute Technik bietet das Bewegungsleitbild des Kletterns: Die hochmotivirten Gruppenmitlgieder lernten präzise und entlastet zu treten, im “T” anzutreten, mit den Füßen zu greifen, die Hüftauslösung für Deadpoints zu nutzen, den Unterschied zwischen eindrehen und ägyptern, sowie Fehlerbilder zu erkennen und wie sie zu vermeiden sind. Im zweiten Halbjahr lag der Fokus dann auf mentaler Stärke und effizientem Klettern. Dazu gehörte Klettern mit verbundenen Augen, Bewegungen mental vorwegzunehmen, Klettern unter Einhaltung der Standardbewegung, Perfektionierung von Bouldern und Routen und Klettern auf Zeit.
Klettern im TEAM heißt für uns gemeinsame Tage am Fels, gemeinsam zu trainieren, uns gegenseitig zu motivieren und zu inspirieren und von den Stärken der anderen zu lernen. Was uns allen gemeinsam ist: Wir neigen eher zum Übertraining als zum Faulenzen, wir ziehen jeden Fels dem Strandurlaub vor, wir träumen vom Klettern am Tag und in der Nacht und “Allez”, “Common” und "Venga" gehörten bei uns zum Grundwortschatz.
Gemeinschaftsgefühl stärkt und bereichert
Solche Gruppen wie die K³ stärken einen Verein von innen heraus. Das Gemeinschaftsgefühl war und ist unglaublich und erreichte in der Abschlussfahrt nach Briancon seinen Höhepunkt.
Welches Potenzial, welcher Tatendrang und welche Arbeitskraft in einer solchen Gruppe steckt, zeigte sich zum Beispiel in der Neugestaltung der Kinderhöhle. Diese lädt nun wieder zum Spielen ein und eignet sich auch für Technikübungen, weshalb ich sie im Training gerne K³-Höhle nannte. Es gibt Jugendgruppen, Seniorengruppen, Familiengruppen, und eine Frauengruppe.
Was der Verein noch braucht, sind Gruppen, wie eine Kletter- oder Hochtourengruppe, die nicht das Alter oder Geschlecht vereinen, sondern die Interessen. In jeder Gruppe könnte man miteinander seinem Hobby nachgehen, voneinander lernen und gemeinsam Erfolge feiern. In Gruppen lernt man sich kennen, baut Misstrauen ab und Vertrauen auf. Vorurteile werden abgebaut und andere Persönlichkeiten und neue Denkweisen kennengelernt. Außerdem bilden sich neue Freundschaften, die durch gemeinsame Leidenschaften und Geschichten genährt werden.
Fulminantes Finale im August 2023
Ein Jahr gemeinsames wöchentliches Techniktraining und viele weitere eigenverantwortliche Übungen zahlten sich letztendlich aus. Die Kletterfelsen um Briancon eigneten sich hervorragend, um die erlernte Technik und Taktik am Fels praktisch anzuwenden, wo die unendliche Auswahl an Griffen, Tritten und Techniken doch glatt Potenzial zur Überforderung gehabt hätten, wenn dem Urlaub nicht unzählige Lehrstunden vorausgegangen wären.
Nach einer Woche felsspezifischem Technik-Input versank Andrea in ihrer eigenen Welt: “Spätestens als ich mir am letzten Abend beim Versuch, an den leckeren Paellatopf zu gelangen, überlegt habe, ob es kraftsparender wäre, auf der Sitzbank unter dem Schwerpunkt anzutreten, mich an Joes Schulter abzustützen oder mich ein dynamischer Zug Richtung Topf am effizientesten zum Ziel führt, wusste ich, dass ich mein Wochenziel erreicht habe. Von nun an gehört das entlastete Treten zu meinem Technikrepertoir.” Im Jahr vor der Reise wurden viele Techniken erklärt und Übungen dazu gemacht, weshalb Susanne letztendlich nicht erstaunt war, dass wir in Briancon nicht einfach "nur" kletterten. “Ab und zu kletterten wir einfach drauf los, meist aber optimierten wir Betas, stürzten, feuerten uns an, stiegen durch, waren kurz verzweifelt, um dann über uns hinaus zu wachsen, lachten und hatten jede Menge Spaß.
Ganz nach dem Motto der K3 - Klettern im Team, am Limit und zum Spaß”. Am Limit ist unter anderem Michaela geklettert, als sie sich in ihrem Projekt in den Vorstieg begab. Für sie heißt Felsklettern, sich der eigenen Sturz- und Versagensangst zu stellen, sich selbst zu besiegen, um am Ende doch immer zu gewinnen, denn wer wagt, gewinnt! Und besonders nach einem solch mental anstrengenden Tag genoss sie das meditative Klettern am “Pausentag” ganz besonders.
Eine ganz andere Erfahrung machte Uli in ihrem Projekt. Ihre Gefühlslage schwankte durch meine Beta-Tipps glücklicherweise von “Oh mein Gott!” und “Hä?!” zu “Ah ja, jetzt!” und “Yiha!”. In ihrer Route ging es weniger um den Durchstieg, als viel mehr darum, die Schlüsselstelle erfolgreich zu meistern, um letztendlich zu sehen, welche schweren Züge im Bereich des Möglichen liegen. Während Uli Juliana vorkletterte, wie die Schlüsselstelle zu lösen ist, stieg Julianas Performancedruck so weit an, dass sie ihr heiß geliebtes französisches Schokocroissant heimlich essen musste. Entweder meisterte sie gerade wegen des erstklassigen Energielieferanten ihr Projekt grandios, oder weil sie gelernt hat, die unendliche Auswahl an Griffen und Tritten für sich zu nutzen. Nicht nur Uli erlebte ein bisher unbekanntes Hin und Her der inneren Stimme.
Auch Anna rang immer wieder mit sich selbst: “Von heiter bis wolkig schwankte nicht nur das Wetter, sondern auch das Gemüt. Nach dem Motto “climbing is a mental game", wechselte neben bester Stimmung und vielen herzhaften Lachern, der innere und äußere Kampf, alias Engelchen und Teufelchen, regelrecht durchwachsen zwischen Sonnenschein und Regen, low und high Gravity, Fortschritt und Herausforderung, Stolz und Demut.”
Erst demütig und später stolz erfuhr auch Joe, was es heißt, im Team zu klettern. “Wir konnten uns alle aussuchen, wie weit wir an oder über unsere Grenzen gehen wollten. Dabei halfen mir besonders die gezeigten Tricks zum Ausbouldern im Vorstieg und Hinweise auf andere Techniken." Während Joe seine Grenzen noch auslotete, fand Eugen sie am letzten Tag in einer überhängenden 7a, in der er nicht nur an den Rand seiner Fähigkeiten kam, sondern auch sein Highlight der Woche und sein Projekt für den nächsten Briancon-Urlaub fand. Kein Wunder, dass er sich am Ende der Woche ganz kaputt fühlte und abends am Tischende mehr denn je dem “dunklen Lord” glich.
Und auch ich war am Ende der Woche reif für den Urlaub, denn all die vielen Tätigkeiten einer Gruppenleiterin füllten meine Tage zu genüge: Felsen auswählen, Sturztrainings leiten, Lehreinheiten durchführen, Topropes einhängen, Vorklettern, Routenvorschläge und Betatipps geben, hin und wieder mal eine Route abbauen und kurz vor der Abfahrt noch die Kinglines des Felsens klettern sowie das eigene Kraft- und Beweglichkeitstraining nicht vernachlässigen. Doch ich bereue nichts, würde es sofort wieder machen, vor allem wenn alle so motiviert sind, wie in dieser Gruppe. Sechs Tage klettern, morgens um 9 Uhr loszufahren und abends um 19 Uhr zurückzukommen, sprechen für sich!
Nach all den schönen Eindrücken der einzelnen K³-Mitgliedern bleibt zum Abschluss von Birte nur zu sagen “Schön wars!”. Ich glaube, auf diesem Wege für alle sprechen zu können: “Danke an euch alle für die tolle Zeit! Lasst noch mal plaudern, wann wir das nächste Mal zusammen klettern gehen.” Text: Birte Gutmayer
In diesem Sinne auch von der K3 ein großes Dankeschön an dich, liebe Birte! :*
Es bleibt spannend, wie es mit unserer K3 nach der Sommerpause weitergeht … eines ist jedenfalls sicher … wir bleiben motiviert und nicht nur technisch bereichert! ;) :)